05.02.2025
Übergabe des Förderbescheides für ein Demonstrationsvorhaben im Riedenburger Brauhaus – „Der Weg zur CO2-freien Bierherstellung“
Das Riedenburger Brauhaus, gelegen im niederbayerischen Altmühltal, ist eine kleine mittelständische Brauerei in mittlerweile 8. Generation im Familienbetrieb, geführt durch Herrn Maximilian Krieger. Seit 1994 hat die Brauerei – als erste Brauerei in Bayern – zu 100 % auf eine ökologische Produktionsweise umgestellt und ist als erste bayerische Brauerei mit einem ganzheitlichen Ökokonzept auf dem Markt („Die erste 100 % Bio-Brauerei Bayerns“).
Ziel des Riedenburger Brauhauses: Mit innovativem Verfahren zu 100% regenerativem Energieeinsatz
Der geplante Neubau der Braustätte in Riedenburg soll mit einzigartigen, regenerativen Energietechnologien und einem hocheffizienten Verfahren ausgestattet werden. Das Ziel ist klar definiert: Komplette Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Dieses Vorhaben spiegelt nicht nur das Engagement für den Umweltschutz wider, sondern ist auch ein Bekenntnis zu höchster Qualität und nachhaltiger Produktion der beliebten Bio-Biere.
Kern der künftigen Energieversorgung und Bestandteil des Demonstrationsvorhabens im Bayerischen Energieforschungsprogramm, ist das innovative Exergon Brew®ECO-Verfahren, das durch das Institut für Energietechnik IfE an der OTH Amberg-Weiden wissenschaftlich betreut wird. Die Projektleitung hat Dipl.-Ing. Thorsten Meierhofer.
Über die Teilnahme des Riedenburger Brauhauses am Energieeffizienznetzwerk „Energieeffizienz in bayerischen Brauereien und Molkereien“, und damit dem Kontakt zum Institut für Energietechnik IfE, wurde nach Fördermöglichkeiten für ein solch innovatives Verfahren zu CO2-freien Bierherstellung gesucht. Das Bayerische Energieforschungsprogramm des StMWi lieferte dafür das förderrechtliche Grundgerüst und das Ministerium signalisierte gleichwohl nach einer ersten Abstimmung eine grundsätzliche Förderbereitschaft – sofern ganz auf den Einsatz fossiler Brennstoffe verzichtet werden würde. Nachdem der vollständige Förderantrag im September 2024 dort eingereicht wurde, konnte man sich bereits im November über den Förderbescheid für das Demovorhaben mit einer Förderquote von 40% freuen.
Anlagentechnik
Grundlage des ganzheitlichen Ansatzes ist die größtmögliche Wärmerekuperation in der gesamten Brauerei an verschiedenen Stellen im Prozess sowie auf verschiedenen Temperaturniveaus, wobei das Augenmerk auf einer möglichst exergetisch hochwertigen Rückgewinnung liegt. Die Sammlung und Speicherung von diversen Abwärmequellen in der Brauerei und eine intelligente Verschaltung von Wärmepumpen auf das jeweils niedrigste erforderliche Temperaturniveau bei den Prozessen bilden u.a. die Grundlage des Konzeptes. Kernstück ist dann ein zentraler Heißwasserpufferspeicher mit 95°C, an den alle Produktionsanlagen sowie die Gebäudebeheizung angebunden werden. Den Temperaturhub von NT-Abwärme (30-40°C) auf 95°C Heißwasser macht eine zentrale Wasser-Waser-Wärmepumpe.
Dampf wird nur noch dort zum Einsatz kommen, wo wirklich Dampf benötigt wird, und auch diese Dampferzeugung wird innovativ und ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe durch eine Vakuumverdampfung mit nachgeschaltetem Brüdenverdichter erfolgen.
Das Ergebnis ist eine komplett elektrifizierte und hocheffiziente Brauerei mit dem Verzicht auf fossile Brennstoffe – es kommt künftig kein klassischer Heißwasser- oder Dampfkessel mehr zum Einsatz.
Abgerundet wird das elektrifizierte Gesamtkonzept durch die Stromeigenerzeugung in PV-Anlagen auf den vorhandenen und neuen Dachflächen. Neben den bereits bestehenden rund 240 kWpeak sollen weitere rund 200 kWpeak an PV-Anlagen auf den Dachflächen des Neubaus errichtet und der Stromertrag daraus vorrangig direkt vor Ort genutzt werden. Durch ein intelligentes Energie- und Lastmanagement, ggf. noch zusätzlich in Kombination mit einem Batteriespeicher, soll das Maximum an Effizienz aus der vorhandenen Technik erreicht werden. Die energetische Bilanzierung, die kontinuierliche Optimierung der Energieströme und -kennzahlen erfolgt im Rahmen einer dreijährigen wissenschaftlichen Begleitung des Demonstrationsvorhabens durch das Institut für Energietechnik IfE an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden.
Das gemeinsame Effizienznetzwerk bietet wiederum die Grundlage für den Technologietransfer in branchengleiche Betriebe und Anwendungsfälle.
Der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch sieht zudem die Schnittstelle zur Kommunalen Wärmeplanung. „Das Exergon Verfahren ermöglicht zunächst die Nutzung innerbetrieblicher Niedertemperaturabwärme für Hochtemperaturprozesse, die wir bisher nur mit fossilen Energien betreiben konnten. Darüber hinaus kann das Verfahren grundlegend auch externe Niedertemperaturabwärme im Zuge der Kommunalen Wärmeplanung, beispielsweise über Abwasser oder Kläranlagen, mit zur Versorgung von Industriebetrieben nutzen. Durch die gezielte Einbindung erneuerbaren Stroms entwickeln wir einen technologisch wichtigen Schritt zur Netzstabilisierung, Sektorkopplung und Dekarbonisierung in der Industrie.“
Bildquelle: StMWi/Bastian Brummer