Energieeffizienz-Netzwerk: Schulhaussanierung Thema beim Treffen der Kommunen

Die Kommunen des Energieeffizienz-Netzwerks Südostbayern kamen zum zweiten Netzwerktreffen an der Beruflichen Oberschule in Traunstein zusammen. Das Schulgebäude dient als Vorzeigeprojekt in Sachen „Schulhaussanierung unter Einbezug der Gebäudeleittechnik“, was Oberbürgermeister Christian Kegel in der Begrüßung betonte und sich bei den Vertretern des Landratsamtes Traunstein für die Unterstützung und Bereitschaft bedankte, die FOSBOS Traunstein den Netzwerkteilnehmern vorzustellen.

Einführend fasste Dr. Willie Stiehler von der Energieagentur Südostbayern als Netzwerk-Moderator das erste Netzwerktreffen mit gleichzeitiger Gründung nochmals kurz zusammen und verwies auf die laufenden Projekte im Netzwerk auf der eigenen Homepage. Mit dabei im Energieeffizienz-Netzwerk sind die vier Traunsteiner Kommunen Kirchanschöring, Ruhpolding, Traunstein und Trostberg, der Zweckverband Achengruppe, der Landkreis Traunstein selbst und darüber hinaus die weiteren bayerischen Kommunen Deggendorf, Pförring und Sauerlach. Maximilian Conrad, energietechnischer Berater des Netzwerkträgers, dem Institut für Energietechnik (IfE) berichtete vom Aufbau und bisherigen Ablauf des Netzwerks. Dabei betone er: „Wir stehen im Rahmen des Netzwerks in allen erneuerbaren Energiefragen beratend, begleitend und prüfend zur Seite“ und bat die teilnehmenden Kommunen, lieber einmal mehr, als einmal weniger ihren IfE-Berater zu energie- oder fördertechnischen Fragen anzurufen. Herr Conrad stellte die ersten Projekte der teilnehmenden Kommunen, die sich in Planung, in der Abstimmung oder bereits in der Umsetzung befinden, kurz zusammengefasst vor und überließ dann den Vertretern der Kommunen bzw. der kommunalen Einrichtungen das Wort.

So möchte die Stadt Deggendorf prüfen lassen, ob sich ihr geplantes Wärmenetz auf weitere kommunale Liegenschaften ausweiten lässt, da gerade im Rathaus Deggendorf eine Heizungs- sanierung ansteht. Auch Johann Stalleicher stellt sich Wärmeverbundlösungen für die Stadtteile von Trostberg vor. „Wenn die großen Baugenossenschaften ihre Bereitschaft signalisieren, an ein Wärmenetz anzuschließen, könnte im Anschluss bei den Eigenheimbesitzern angefragt werden“ so der Klimaschutzmanager der Stadt. Auch in der Gemeinde Kirchanschöring soll einiges in Sachen Energie geschehen, berichtet Sabine Strohhammer von der Fachbereichsleitung Finanzen und Bau, man wolle das technische Potential einer Freiflächen-Photovoltaikanlage ebenso prüfen lassen wie eine Photovoltaikanlage für das Rathaus mit Batteriespeicher. In der Stadt Traunstein hingegen werden derzeit Überlegungen angestellt, ob ein mobiles Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Einbindung in das Wärmenetz Sinn macht, so Stefan Will, Geschäftsführer der Stadtwerke Traunstein. Zum Abschluss des Einführungsteils stellte das IfE noch aktuelle Aufrufe zur Nutzung von attraktiven Fördermitteln speziell für Kommunen vor und wies auf interessante Informationsveranstaltungen, Wettbewerbe und Konferenzen für die Netzwerkteilnehmer hin. Zum Einstieg in den fachlichen Teil freute sich Schulleiterin Barbara Spöttl, die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen in der Schule des Landkreises Traunstein begrüßen zu dürfen. Sie beschrieb kurz den sanierungsbedürftigen Zustand der Schule vor der Maßnahme, betonte die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Landkreis als Bauträger, den jeweiligen Gewerken sowie dem Schul- Hausmeister, der die komplexe Technik nun bedient. Dass dies bei einem hoch-technisierten Gebäude wie diesem nicht ohne Kritik aus der Lehrer- und Schülerschaft von statten ging, vor allem, da im laufenden Betrieb saniert wurde, sollte nicht unerwähnt bleiben.

Petra Zechel vom Sachgebiet Hochbau des Landratsamts Traunstein stellte die Zertifikate vor, mit denen die Schulhaussanierung ausgezeichnet wurde. Sie erläuterte den Netzwerkteilnehmern, dass ursprünglich ein „Referenzgebäude 100“ geplant war. Durch die starke Förderung der „bayernLabo“ konnte letztlich aber sogar ein „KfW-Effizienzgebäude 55“ realisiert werden. Zudem wurden Förderprogramme des „Projektträger Jülich“ genutzt, um ein „Lüftungsgerät A+“ und die Sanierung der Innenbeleuchtung mit LEDs mit Tageslicht- und Präsenzsteuerung zu verwirklichen. Insgesamt wurden diese Projekte mit knapp zwei Millionen Euro gefördert. Weiter ging es mit einem Vortrag von Herrn Rasmus Dotzler, Architekt bei der Lechner Lechner Architekten GmbH zu den Maßnahmen an der Gebäudefassade, wobei die vielen unterschiedlichen Anforderungen von Schulräumen eine besondere Herausforderung ergaben. Als positiv hob Herr Dotzler hervor, dass die vorhandene Bausubstanz und Kubatur des Schulhauses dem Erreichen des Effizienzhausstandards sehr dienlich waren. So war es unter anderem möglich, den Sockel des Gebäudes zu dämmen und eine 20 cm dicke Dachdämmung anzubringen. Die Haustechnik mit Heizung, Lüftung und Elektrik fiel in den Zuständigkeitsbereich des Ingenieurbüros Lackenbauer. „Die prinzipielle Leitungsführung wurde erhalten, daher auch Heizkörper und keine Fußbodenheizung, wie sonst üblich“ beschrieb der Inhaber Andreas Lackenbauer. Entscheidend für eine Schule ist aber die Lüftungsanlage, Priorität haben dabei die Luftqualität hinsichtlich des CO - 2 Gehalts zur Konzentrationsfähigkeit und der sommerliche Wärmeschutz. Für die Lüftung der Klassenzimmer wird das über drei Stockwerke offene Treppenhaus genutzt, in das die frische Luft einströmt und durch Lüftungskanäle in die Klassenräume transportiert wird. Über die Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik können alle Komponenten im erneuerten Schulhaus erfasst und effizient geregelt werden, berichtete Franz Eichinger vom Sachgebiet Hochbau des Landratsamts Traunstein. Die Gebäudeleittechnik bezieht dabei die Belegungszeiten der einzelnen Klassenräume ein - eine enge Abstimmung mit der Schule ist hier selbstverständlich Voraussetzung. Durch die Sanierungsmaßnahme konnten beträchtliche Einsparungen in den Bereichen Wärme und Wasser (ca. 40 %) und trotz neuer Lüftungsanlage sogar im Bereich Strom (ca. 10 %) realisiert werden. Das Projekt ist somit auch aus dieser Sicht ein nachhaltiger Erfolg. Im anschließenden Rundgang durch die Schule konnten sich die Netzwerkteilnehmer dann selbst ein Bild von den technischen Raffinessen des Schulhauses machen und den vertretenen Experten Fragen zu Ablauf, Akzeptanz und Abstimmung stellen und damit einen bunten Blumenstrauß an neuen Erkenntnissen und Eindrücken für ähnliche Projekte mit in ihre Heimatgemeinden nehmen.

Quelle: Energie Agentur Südostbayern

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