Als eine von bundesweit 13 Kommunen wurde Haßfurt im Juli 2019 für die erste Staffel der „Modellprojekte Smart Cities“ ausgewählt. Zeitgleich beginnen in Kooperation mit dem Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden die Arbeiten an einem „Digitalen Energienutzungsplan“ als Grundlage und erster Baustein im Rahmen der Smart City Strategie. Vorangegangen war ein Appell des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger, der erst kürzlich alle Kommunen in Bayern zur Erstellung eines Energienutzungsplanes aufgerufen hatte. In Haßfurt startet nun mit Förderung durch das Bayerische Wirtschaftsministerium das erste Projekt nach dem neuen Modell.

Fragen der Energieversorgung und der Umweltverträglichkeit werden, nicht nur für Unternehmer, mehr und mehr zum entscheidenden Standortfaktor. Auch die Bürger erwarten von ihrer Gemeinde eine zeitgemäße und zukunftsweisende Energie- und Klimapolitik mit klimaschutzfreundlichen und regionalen Versorgungskonzepten. An dieser Stelle setzt der digitale Energienutzungsplan (ENP) als strategisches Planungsinstrument für Kommunen an. Im ENP wird die momentane Energiebedarfs- und Energieversorgungssituation in einer Gemeinde oder einem Landkreis detailliert erfasst und darauf basierend konkrete Handlungsempfehlungen für eine klimaschutzfreundliche Energieversorgung vor Ort ausgearbeitet.

Der bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, hat nun in einem Ministerschreiben alle Kommunen in Bayern persönlich dazu animiert, einen digitalen Energienutzungsplan aufzustellen und die Energiewende vor Ort gemeinsam voranzutreiben. Das Bayerische Wirtschaftsministerium unterstützt seine Gemeinden und Landkreise dabei im Rahmen des Förderprogramms „Energienutzungspläne“ (ENP) mit bis zu 70 Prozent.

Vorläufer und erstes Pilotprojekt in Bayern war der digitale Energienutzungsplan für das Berchtesgadener Land. Die damalige Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hob die zukunftsweisende Bedeutung des Projektes für die Energiewende in den bayerischen Landkreisen und Kommunen hervor. „Der Energienutzungsplan Berchtesgadener Land hat Vorbildcharakter und setzt Maßstäbe für alle weiteren Pläne. Erstmals kamen neue, digitale Methoden bei der Erstellung zum Einsatz, mit denen Energiedaten gebäudescharf ermittelt und genutzt werden konnten“.

Auf Basis dieser umfassenden, digitalen Datengrundlage wurde für jede der 15 Landkreiskommunen ein Maßnahmenkatalog zur Umsetzung konkreter Projekte erarbeitet. Besonders vielversprechende Projekte wurden technisch und wirtschaftlich detailliert betrachtet und für eine zeitnahe Umsetzung in den Kommunen aufbereitet. „Rückblickend kann ich sagen: uns reut keine Minute, kein Euro, den wir dafür eingesetzt haben. Denn durch den Einsatz ist ein wirklich umsatzorientiertes Konzept entstanden, das allen Nutzen bringt.“, so Georg Grabner, Landrat im Berchtesgadener Land.

Knapp zwei Jahre nach Vorstellung des Energienutzungsplanes konnten im Berchtesgadener Land bereits zahlreiche Projekte mit einem Gesamtvolumen von ca. 9 Millionen Euro erfolgreich umgesetzt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Energieverbund in der Stadt Freilassing: Mehrere über das Stadtgebiet verteilte kommunale Liegenschaften, u.a. die Grund- und Mittelschule, das Freizeitbad Badylon und die Kläranlage werden strom- und wärmeseitig zu einem Areal vernetzt, das sich vollständig selbst mit Wärme und zum großen Teil selbst mit Strom versorgt. Die gebäudescharf ausgearbeiteten Datengrundlagen im Rahmen des digitalen ENP bildeten hierfür die Basis.

Der digitale Energienutzungsplan für das Berchtesgadener Land wurde durch das Institut für Energietechnik IfE GmbH an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden in Zusammenarbeit mit der ENIANO GmbH, einem Spin-Off der TU München, erarbeitet.

Die Stadt Haßfurt kooperiert ebenso seit vielen Jahren intensiv mit dem IfE an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden. Das Stadtwerk Haßfurt und das IfE forschen gemeinsam an zukunftsweisenden Themen der Wasserstofftechnologie, der energetischen Klärschlammverwertung und der Sektorkopplung.

Mit Erhalt des Zuwendungsbescheides startet am 30.7.19 in Haßfurt nun der erste digitale Energienutzungsplan nach den neuen Förderrichtlinien des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Durch die hohe Detailschärfe und vollständige Flächendeckung können in der digitalen Energieplanung völlig neue Maßstäbe gesetzt werden. Das digitale 3-D Energiesystemmodell bildet jedes Gebäude detailliert ab und weist dessen aktuellen Wärmebedarf und energetische Sanierungsoptionen aus. Auf Basis des gebäudescharfen Ist-Zustands können dann Potenziale zur Versorgung mit Erneuerbaren Energien, z.B. mittels Photovoltaik und Solarthermie oder mit oberflächennaher Geothermie ebenfalls gebäudescharf analysiert werden. Weiterhin beinhaltet das Modell ein vollständiges Abbild der Energie-Infrastruktur (Erzeugungsanlagen, Wärme- und Stromnetze, etc.) und weist Potenziale für deren Ausbau aus. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Erarbeitung optimaler Entwicklungspfade für die Energiewende vor Ort, die alle relevanten technischen, wirtschaftlichen und politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen mit einbezieht.

Der digitale Energienutzungsplan in Haßfurt ist Grundlage und erster Baustein einer Gesamtstrategie: dem Modellvorhaben „Smart Cities“. Haßfurt wurde am 10. Juli 2019 vom Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat als eine von 13 Kommunen im Bundesgebiet ausgewählt, sektorübergreifende digitale Strategien für ein nachhaltiges Stadtleben zu entwickeln. Die Jury hat Haßfurt ausgewählt, weil möglichst viele Kommunen in Deutschland über den Wissenstransfer von den innovativen Haßfurter Lösungen profitieren sollen.

Unser Presseartikel steht Ihnen auch als PDF-Datei (128 KB) zum Download zur Verfügung.

Quelle: IfE

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