Unter dem Dach eines interkommunalen Energienutzungsplanes, initiiert durch die ZukunftsenergieNordoberpfalz ZENO GmbH, schlossen sich 2016 neun Kommunen aus den Landkreisen Neustadt a.d.Waldnaab und Tirschenreuth zusammen, um ein gemeinsames Energiekonzept zu entwickeln. Das Institut für Energietechnik an der OTH Amberg-Weiden wurde damit beauftragt dieses interkommunale Konzept auszuarbeiten. Insgesamt wurde das Projekt zu 70 % durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (StMWi) gefördert.

Kern der ersten Projektphase war das Schaffen einer umfangreichen Datenbasis zur Abbildung des energetischen Ist-Zustands für jede der teilnehmenden Kommunen. Es konnten jeweils die Energie- und CO2-Bilanz für das Bilanzjahr 2015 erstellt werden. Neben der Gesamt-Energiebilanz wurde auch eine Darstellung des Energiebedarfs für die Verbrauchergruppen „Private Haushalte“, „Kommunale Liegenschaften“ und „Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Landwirtschaft“ vorgenommen. So zeigte sich, dass im gesamten Bilanzgebiet den insgesamt größten Anteil des Strombedarfs, mit rund 63 %, der Sektor Industrie und Gewerbe trägt, hingegen im Bereich des Wärmebedarfs insbesondere die privaten Haushalte Bedarf aufweisen (ebenfalls rund 63 %). Wie zu erwarten war stellten sich die Kommunalen Liegenschaften bezüglich des absoluten Energiebedarfs als im Vergleich eher gering dar, jedoch kommt ihnen ob des Vorbildcharakters einer Kommune eine besondere Rolle zu.

Darüber hinaus konnte über die Entwicklung eines straßenzugsweisen Wärmekatasters für jede der betrachteten Kommunen auch eine Verortung des Wärmebedarfs durchgeführt und somit Bereiche mit einer erhöhten Dichte an Wärmebedarf identifiziert werden.

Die bereits im Ist-Zustand genutzten erneuerbaren Energien konnten auf dieser breiten Datenbasis ebenfalls identifiziert und der bilanzielle Anteil der Erneuerbaren am aktuellen Energiebedarf bestimmt werden. Die Eigenversorgung der Region aus erneuerbaren Energien wurde dabei nicht nur über eine jährliche Bilanz geprüft, sondern zusätzlich eine Untersuchung der tatsächlichen Strom-Autarkie der Region über die Simulation einer jährlichen Erzeugungs- und Bezugs-Lastkurve vorgenommen. Die Untersuchung zeigte, dass die neun betrachteten Kommunen bereits im Ist- eine reale Eigenversorgung von 66 % aufweisen.

In der zweiten Phase des Energienutzungsplanes konnten die Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion des Energiebedarfs, sowie zum Ausbau der erneuerbaren Energien ermittelt werden. Konkret wurde dabei als zeitlicher Horizont ein Ziel-Szenario für das Jahr 2030 formuliert. Beim Ausbaupotenzial erneuerbarer Energien war eine enge Abstimmung mit den Kommunen essenziell, welche direkt vor Ort im Rahmen je zweier Regionalkonferenzen stattfand. So ergab die Analyse, dass in den Bereichen Biogas und Wasserkraft die nachhaltigen Potenziale gebietsübergreifend bereits erschlossen sind bzw. im Bereich Windkraft keine unmittelbar zur Verfügung stehende Gebietskulisse mehr verbleibt. Hohe Ausbaupotenziale hingegen zeigt die Photovoltaik, sowohl im Bereich der Aufdach-, als auch der Freiflächen-Anlagen.

Im Wärme-Bereich zeigen sich weitere Potenziale in den Bereichen Solarthermie, erneuerbarer Fernwärme (überwiegend weitere Auskopplung der Abwärme von Biogasanlagen) und fester Biomasse. Diese Potenziale kombiniert könnten somit im Zieljahr 2030 für eine bilanzielle Deckung aus erneuerbaren Energien von ca. 178 % im Sektor Strom und rund 50 % im Bereich der thermischen Energie sorgen. Die Autarkiebetrachtung zeigt, dass der Grad der Eigenversorgung von in etwa 66 % auf ca. 83 % steigen könnte.

Die ermittelten Potenziale können den Kommunen somit als Leitlinien für das Entwickeln Ihrer Klimaschutz-Strategien dienen. Das Umsetzen bzw. Ausschöpfen dieser Potenziale bis zum gesetzten Zieljahr 2030 stellt dabei eine ambitionierte, aber realistische Zielstellung dar.

Um mit dem Energienutzungsplan einen unmittelbaren Anstoß zum Erschließen der beschriebenen Potenziale zu geben, wurde ein jeweils kommunenspezifischer Maßnahmenkatalog für kurz bis mittelfristig vor Ort umsetzbare Projekte entwickelt. Dieser wurde gemeinsam mit den Akteuren in den Kommunen in den jeweiligen Regionalkonferenzen erarbeitet und enthält konkrete Ansatzpunkte für potenziell umsetzbare Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz, Energieeinsparung oder erneuerbare Energien.

Der Energienutzungsplan bot den Kommunen die Möglichkeit jeweils eines der identifizierten Detailprojekte in Form einer Machbarkeitsstudie durch das Institut für Energietechnik prüfen zu lassen. Das Spektrum der Projekte reichte dabei von der Prüfung alternativer Energieversorgungssysteme (Wärmenetze, Photovoltaikanlagen, Austausch Elektroheizungen und Ähnlichem) bis hin zur Effizienzprüfung von Kläranlagen durch geeignete Benchmarks. Bereits zum Ende des Projektes hin fanden einige der berechneten Projekte ihren Weg in die Umsetzung.

Laufzeit des Projektes

August 2016 bis Juli 2018

Projektleiter/Ansprechpartner

M. Eng. Simon Heim

Zusammenarbeit mit:

ZukunftsenergieNordoberpfalz ZENO GmbH

Auftraggeber:

Stadt Vohenstrauß, die Marktgemeinden Eslarn, Floß, Leuchtenberg, Tännesberg und die Gemeinden Flossenbürg, Krummennaab, Püchersreuth, Störnstein

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