Gegenstand der Betrachtung des Teil-ENP ist der Gewerbepark A6 in der Gemeinde Ursensollen. Die konzeptionelle Betrachtung wird im Rahmen des übergeordneten Ziels der Gemeinde - einem sparsamen und effizienten Umgang mit Energie bei gleichzeitiger, wirtschaftlicher Umsetzbarkeit – durchgeführt.

Um eine zukunftssichere, klimaschonende und ökonomisch attraktive Energieversorgung aufzubauen, die für potentielle Firmen einen Standortvorteil generieren kann, wird die Versorgung mit Wärme und Strom unter den aktuellen Rahmenbedingungen über das energiewirtschaftliche Modell der Kundenanlage dargestellt. Dabei sind konkrete Anforderungen einzuhalten, die im Energiewirtschaftsgesetz definiert sind und mit den Beteiligten (Gemeinde Ursensollen, Bayernwerk Natur GmbH und IfE) genau abgestimmt sein müssen. Die Bayernwerk Natur GmbH nimmt dabei die Rolle eines potentiellen Betreibers der Kundenanlage ein.

Zu Beginn wird das Anschlussinteresse bereits ansässiger sowie potentieller Unternehmen erfragt und deren Energiebedarf bzw. Abwärmepotential erhoben. Im Gewerbepark ist neben Strom und Wärme auch ein Bedarf an Kälte vorhanden. Anhand der angegebenen Daten kann der Jahreswärme-/kälte- und Strombedarf des Areals sowie deren zeitlicher Verlauf ermittelt werden. Daraus resultierend ergibt sich die Grundlage zur Dimensionierung der Wärme- und Stromerzeuger. Gleichzeitig erfolgt die Festlegung des Verlaufs sowie die Dimensionierung der Wärme-/Kältetrasse und des Stromnetzes.

Für die Energieversorgung werden unterschiedliche Erzeugungstechnologien bzw. auch Leistungsklassen im Detail betrachtet und verglichen. Folgende Wärmeerzeuger wurden für unterschiedliche Varianten der Grundlastabdeckung gewählt:

• BHKW (Flüssiggas)
• Holzvergaser (Pellet)
• Sole-Wärmepumpen
• Pelletkessel

In Verbindung mit den genannten Erzeugungsvarianten wird außerdem eine PV-Freiflächenanlage dimensioniert, die zur direkten Versorgung mit Strom durch eine Direktleitung mit dem Areal verbunden ist. Zusätzlich ist die Bereitstellung von Kälte Gegenstand jeder Variante. Die Nutzung von vorhandener Abwärme wird über eine Hochtemperatur-Wärmepumpe dargestellt. Ausgangsbasis für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist die Simulation aller Energieerzeuger und Verbraucher einer Variante, die in bestimmter Reihenfolge voneinander abhängig sind. Darauf aufbauend können die Energiekosten für Strom und Wärme bzw. Kälte je Unternehmen anhand einer Vollkostenrechnung ermittelt werden.

Bei der Betrachtung der ökonomischen Seite ergibt sich zunächst, dass bei den Varianten Pelletkessel sowie Sole-Wärmepumpe kein wirtschaftlicher Stromnetzbetrieb möglich ist, weshalb diese Varianten nicht in Form der Kundenanlage, sondern als rein konventionelle Wärmenetze in der Wirtschaftlichkeit ausgearbeitet werden. Schließlich ergibt sich die Variante Sole-Wärmepumpe mit Flüssiggaskessel zur Spitzenlastabdeckung als ökonomisch attraktiv. Bei allen Varianten, die durch Stromerzeugung und -eigennutzung als Kundenanlage realisierbar wären, ergeben sich höhere Wärmegestehungskosten.

Zur Gegenüberstellung der Ergebnisse dieser Wirtschaftlichkeitsbetrachtung dienen die aktuellen Energiebezugskosten der jeweiligen Unternehmen. Der Vergleich dieser Werte ist letztendlich ausschlaggebend für die Umsetzung einer Variante im betrachteten Gewerbegebiet.

Aus ökologischer Sicht sind vor allem Varianten mit Holzvergaser oder Pelletkessel hervorzuheben, da Wärme- und Stromversorgung hier zum Großteil auf Basis regenerativer Energieträger sichergestellt werden. Des Weiteren ist in diesen Varianten auch ein relativ niedriger Primärenergiefaktor zu erwarten. Dieser ist für einen geplanten Neubau im Gewerbegebiet sehr wichtig, da sich hieraus KfW-Fördermöglichkeiten ergeben.

Fazit:

Die Ergebnisse dieses Energiekonzepts zeigen, dass die kombinierte Versorgung mit Wärme/Kälte und Strom aus technischer Sicht realisierbar ist, jedoch keine entscheidenden ökonomischen Vorteile gegenüber bestehender Systeme oder einem konventionellen Wärmeverbund bietet. Der Hauptgrund liegt hier in den ungleichen Größenordnungen der beteiligten Firmen hinsichtlich des Energiebedarfs. Bei der Mischung aus Groß- und Kleinverbrauchern wirken sich die berechneten Wärmegestehungskosten jeweils unterschiedlich vorteilhaft gegenüber der Ist-Situation aus. Des Weiteren stellt sich das Verhältnis von Strom- zu Wärmebedarf als suboptimal heraus. Durch relativ geringen Wärmebedarf wird die Stromerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung limitiert, was sich negativ auf die Gesamtwirtschaftlichkeit des Systems auswirkt. Zusätzlich sind der fehlende Erdgasanschluss und ein relativ niedriger Strombezugspreis zu nennen.

Die Versorgungsform der Kundenanlage kann in Zukunft dennoch eine wichtige Rolle in der Energieversorgung verschiedenster Areale (Neubaugebiete, Gewerbegebiete, etc.) einnehmen, wie sich anhand von anderen Projektkonstellationen zeigt.

Laufzeit des Projektes:

Dezember 2017 – August 2018

Projektleiter/Ansprechpartner:

Thomas Gollwitzer, Michael Kastner

Projektpartner:

Gemeinde Ursensollen (Herr Franz Mädler), Bayernwerk Natur GmbH (Herr Michael Wittmann)

Weitere Informationen zu der Gemeinde Ursensollen finden Sie HIER

In der Gemeinde Ursensollen, im oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach, werden Tradition, Kultur und Fortschritt großgeschrieben. Deshalb möchte die Gemeinde den dort ansässigen und interessierten Unternehmen einen attraktiven Wirtschaftsstandort bieten. Vor diesem Hintergrund wird für das Gewerbegebiet ein Konzept zur innovativen Versorgung mit Wärme und Strom erarbeitet.   

Weitere Informationen zu der Bayernwerk Natur GmbH finden Sie HIER

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