Am 15. Juli 2021 fand die dritte bayernweite Netzwerkkonferenz des Instituts für Energietechnik (IfE) an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden (OTH) erstmals mit Beteiligung des europäischen Auslands statt. Zur hybriden Veranstaltung waren Vertreter/innen aus 224 Kommunen, Kliniken, Wasserversorgern und Kommunalunternehmen und 40 Wirtschaftsunternehmen eingeladen. Zudem konnten die Teilnehmer/innen des deutsch-tschechischen Kooperationsprojekts „Energy Efficiency Networks“ virtuell teilnehmen. Das hybride Event wurde deshalb erstmals von Deutsch auf Tschechisch simultan übersetzt.
Prof. Dr. Andrea Klug, Präsidentin der OTH Amberg-Weiden, und Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch, Institutsleiter des IfE, eröffneten die diesjährige Netzwerkkonferenz im großen Senatssaal. Im Mittelpunkt standen auch in diesem Jahr der netzwerkübergreifende Austausch und die Vorstellung von Best Practice Beispielen. Der Transfer von Wissen in die Praxis prägt das IfE nachhaltig und ist wesentlicher Erfolgsfaktor für die Arbeit in den Netzwerken. „Politik, Wirtschaft und Wissenschaft können nur gemeinsam die Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich meistern. Der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen und nachhaltige Energietechnik sind unerlässlich, um die definierten Klimaschutzziele zu erreichen und gehören eindeutig zu den Herausforderungen der Zukunft.“ so Prof. Klug.
Finanz- und Heimatminister Albert Füracker lobte das Engagement des Instituts für Energietechnik und betont in seinem Grußwort: „Klimaschutz ist Top-Thema der bayerischen Staatsregierung, den Kommunen und der bayerischen Wirtschaft – und das schon seit längerer Zeit. Der Freistaat Bayern will hier Vorreiter bleiben und leistet daher im Bereich Klimaschutz große finanzielle Anstrengungen. Allein im Staatshaushalt 2021 sind rund 1 Milliarde Euro für klimaschutzrelevante Maßnahmen vorgesehen. Aber unsere Klimaziele sind nur unter größten technologischen, finanziellen und auch gesellschaftlichen Anstrengungen erreichbar! Von Staat und Kommunen über Wirtschaft bis zu jedem einzelnen von uns: wir müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen, wenn wir erfolgreich sein wollen! Wir brauchen daher auch kreative und innovative Ansätze zur Senkung des Energieverbrauchs. Die Energieeffizienz-Netzwerke, deren Netzwerkträger das Institut für Energietechnik IfE GmbH an der OTH Amberg-Weiden ist, arbeiten seit vielen Jahren durch regionalen Erfahrungs- und Ideenaustausch erfolgreich an einer deutlichen Steigerung der Energieeffizienz. So werden Ressourcen geschont und gleichzeitig Emissionen reduziert. Mein Dank gilt allen, die sich zu Energieeffizienz-Netzwerken zusammengeschlossen haben und so einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung dieser großen Zukunftsaufgabe leisten.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Aktuelle Innovationsprojekte aus den Netzwerken im Zieldreieck von Ökologie-Ökonomie-Versorgungssicherheit“ standen Joachim Haller (1. Bürgermeister Markt Bodenmais), Dieter Möhring (1. Bürgermeister der Gemeinde Aidhausen), Thomas Söder (1. Bürgermeister der Stadt Hallstadt), Franz Löffler (Landrat des Landkreises Cham, Bezirkstagspräsident), Andreas Meier (Landrat des Landkreises Neustadt a. d. Waldnaab) und Robert Ilg (1. Bürgermeister der Stadt Hersbruck) Rede und Antwort. Die Chatfunktion der digitalen Plattform ermöglichte den Online-Teilnehmen sich aktiv zu beteiligen und trug so zu einer interaktiven Diskussionsrunde bei.
Bei den Fachvorträgen erhielten die Teilnehmer der Netzwerkkonferenz Einblicke in Best Practice Beispiele zu relevanten Inhalten der Netzwerke:
In einem praxisnahen Vortrag zeigten Johannes Edmüller (Geschäftsführer) und Bernhard Schmidhammer (technischer Leiter) der Schlagmann Poroton GmbH & Co. KG Möglichkeiten der CO2-Reduktion in der Industrie auf und gingen dabei sowohl auf technische Möglichkeiten und wirtschaftliche Herausforderungen ein. Wie der rote Ziegel grüner gemacht werden kann, beschäftigt das Unternehmen schon seit geraumer Zeit. Der Grundstein dafür wurde 2012 mit der Einführung eines Energiemanagementsystems gelegt. In jährlichen Energieaudits werden die energetischen Prozesse geprüft, analysiert und stetig optimiert. Durch die Realisierung verschiedener Maßnahmen im Rahmen des Energiemanagementsystems konnten jährlich bereits 13.000 t CO2 eingespart werden. Dieser Vortrag verdeutlicht aber auch, dass es enormen Einsatz bedarf, um Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen.
Rainer Wagner, Betriebsleiter des Energieverbunds der Stadt Freilassing, berichtete den Teilnehmern der Netzwerkkonferenz vom Aufbau eines kommunalen Wärme- und Arealstromnetzes aus erneuerbaren Energien anhand des Umsetzungsvorhabens aus dem digitalen Energienutzungsplan Berchtesgadener Land. Wagner stellte in seinem Vortrag den Entstehungsprozess und die Besonderheiten des 936 m langen Wärmenetzes vor und stellte dar, dass der Netzverlust auch praktisch nur 7,1 % beträgt. Parallel zum Wärmeverbund wurde in Freilassing ein in dieser Form bisher einmaliger Stromverbund aufgebaut. Die Liegenschaften wurden über stadteigene Niederspannungsleitungen zusammengeschlossen und über einen gemeinsamen Netzverknüpfungspunkt mit dem vorgelagerten Mittelspannungsnetz verbunden. Durch maximale Ausnutzung der erneuerbaren regionalen Ressourcen wird ein höchstmöglicher Eigenstromnutzungsgrad von rund 90 % erzielt und das ohne den Einsatz Batteriespeichern. Möglich ist dies durch einen flexiblen und bedarfsgeregelten Betrieb der KWK-Anlagen und die sinnvolle Einbindung der Wärme- und Klärgasspeicher.
Norbert Zösch, Geschäftsführer der Stadtwerk Haßfurt GmbH referierte über den Aufbau und Betrieb einer kommunalen Wasserstoffinfrastruktur und teilte Betriebserfahrungen und Perspektiven. In seinem spannenden Beitrag zeigt er, wie es in Haßfurt gelingt, die Schwankungen der regenerativen Energien auszugleichen und sogar Überschüsse zu erwirtschaften und sinnvoll zu nutzen. Der Strom des Stadtwerks Haßfurt wird mit einem EE-Anteil von 111 % von Windenergieanlagen, Photovoltaik, Biogas und Wasserkraft erzeugt. Überschüssiger Strom wird nicht nur in Batteriespeicher gespeichert, sondern auch durch eine Power-to-Gas-Anlage in Wasserstoff umgewandelt. Das so gewonnene Gas lässt sich speichern und kann durch das BHKW jederzeit wieder in Strom und Wärme umgewandelt werden. Zösch sieht außerdem enormes CO2-Einsparpotential durch regenerativ erzeugten Wasserstoff und diverse Einsatzmöglichkeiten in der Industrie sowie im Verkehr.
Cristina Pop, Werkleiterin der SER Straubing, berichtete in Ihrem Vortrag den aktuellen Sachstand zur interkommunalen energetischen Klärschlammverwertung in der Monoverbrennungsanlage in Straubing und griff damit ein zentrales Thema der Netzwerke auf. Frau Pop stellt dabei sowohl die Besonderheiten der Anlage in Straubing vor und führte gleichzeitig die Herausforderungen bei der Implementierung von Monoverbrennungsanlagen in der Nähe von Siedlungen aus.
Jan Spale vom University Centre for Energy Efficient Buildings (UCEEB) in Tschechien stellte den Konferenzteilnehmern das deutsch-tschechische Kooperationsprojekt „Energy Efficiency Networks“ vor. Dieses Projekt wird im Rahmen der europäischen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium gefördert und zielt darauf ab, das bayerische Erfolgsmodel ins europäische Ausland zu übertragen. Energieeinsparprojekte in Kommunen und Unternehmen sollen vorangetrieben werden und die in Bayern und Deutschland sehr erfolgreichen Energieeffizienz-Netzwerke auch im Nachbarland Tschechien etablieren.
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